2022-11-15: Langjähriger Aktivist Marco Jesse gestorben

Marco Jesse - Foto: Karl MayDie Aidshilfe NRW trauert um Marco Jesse, der sich über 20 Jahre engagiert und streitbar für die Rechte drogengebrauchender Menschen eingesetzt hat. Er war Gründungsmitglied des JES-Bundesverbands, war von Beginn an 2009 bis 2020 Mitglied des Vorstands und leitete hier in Köln unsere Mitgliedsorganisation Vision e.V., die aus dem Junkiebund Köln hervorgegangen war. Marco Jesse und sein Team haben Selbsthilfe und professionelle Hilfe immer auf überzeugende Weise miteinander verbunden und Vision zu einem anerkannten Träger im Drogenhilfesystem gemacht.

Marco Jesse stand mit seiner Person und seiner Biografie für die Akzeptanz und Rechte drogengebrauchender Menschen, er stellte seine individuellen Erfahrungen aus der Zeit seiner Heroinabhängigkeit und seiner Hepatitiserkrankung auch öffentlich zur Verfügung. Mit seinen überzeugenden Schilderungen, wie er Stigmatisierung, Haft, Konsum und Schwarzmarkt erfahren hat, leistete er einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung und Antidiskriminierung von Drogengebraucher*innen.

Er gab den Forderungen drogengebrauchender Menschen eine Stimme. Sein Knowhow und seine Erfahrung brachte er auch in viele Fachpublikationen ein, zum Beispiel in das Handbuch "Hepatitis C und Drogengebrauch", aber auch in die letzte Empfehlung der Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention NRW und des Beirats der Suchtkooperation NRW zum Thema "Harm Reduction". Er war für die Aidshilfe NRW als Referent bei Safer-Use-Veranstaltungen tätig und brachte bei unserem Jahresempfang 2019 die Perspektive der Drogengebraucher*innen in einer öffentlichen Diskussion ein.

Die Aidshilfe NRW hat Marco Jesse viel zu verdanken. Unser Mitgefühl gehört den Angehörigen und Mitstreiter*innen.