Sexuelle Gesundheit - auch für drogengebrauchende Menschen ein wichtiges Thema

Bild: Symbiole zum Tag der sexuellen Gesundheit | Anna Shvets, pexels.com3. September 2021 - Zur Stärkung der sexuellen Gesundheit besteht weltweit, aber auch in Deutschland noch großer politischer Handlungsbedarf. Die damit verbundenen Herausforderungen werden bislang noch nicht ausreichend öffentlich diskutiert. Darauf weist die Aidshilfe NRW anlässlich des Welttags der sexuellen Gesundheit am 4. September hin.

Dies gilt selbstverständlich auch für die Zielgruppe drogengebrauchender Menschen. Sexualität und sexuelle Gesundheit stehen hier oftmals nicht im Fokus – weder in der Beratung noch in der Prävention, wo der Fokus ganz klar auf Safer Use und nicht Safer Sex liegt.
„Die Sorge um sexuelle Gesundheit umfasst jedoch noch weit mehr als den Schutz und die Behandlung von HIV, Hepatitis und anderen sexuell übertragbaren Infektionen“, erklärt Arne Kayser, Landesvorsitzender der Aidshilfe NRW. Zunächst sei eine wichtige Voraussetzung, dass Menschen das umfassende Erleben von Sexualität überhaupt wahrnehmen. Dann sei jeglicher sexueller Zwang, Missbrauch und sexualisierte Gewalt zu verhindern. Erst dann stehe der Schutz vor Gesundheitsproblemen im Zusammenhang mit der Sexualität und entsprechende Behandlungen im Fokus.

„Als Aidshilfe geht es uns weniger darum, etwas zu verhindern, sondern vielmehr darum, etwas zu ermöglichen. Daher ist sexuelle Bildung ein wichtiger Beitrag zur sexuellen Gesundheit ebenso wie die Wahrung sexueller Rechte“, ergänzt Kayser. „Neben der Verhaltensprävention hat die Aidshilfe immer auch die Verhältnisprävention im Blick gehabt. Wir nutzen den Welttag der sexuellen Gesundheit gern, darauf hinzuweisen und für unsere Beratungsangebote zu werben. Gleichzeitig richten wir uns auch an die Politik, nicht nur die Versorgung und Diagnostik im Bereich sexuell übertragbarer Krankheiten zu gewährleisten. Auch die Beratung und sexuelle Bildung verschiedener Altersgruppen, bei denen wir möglichst alle unserer Zielgruppen erreichen können, ist sicherzustellen. Und das kostet Geld“, sagt Kayser.

Viele Beratungsstellen der Mitgliedsorganisationen der Aidshilfe NRW stellen ihre Angebote schon seit Jahren darauf ein. Im Drogenbereich ist exemplarisch das Netzwerk „Sexualität, Gesundheit und Suchtmittelgebrauch“ (SeGSu) rund um die Aidshilfe Essen und weitere Anlaufstellen im westlichen Ruhrgebiet darum bemüht, nicht nur die Prävention von Infektionskrankheiten zu stärken, die durch intravenösen Drogengebrauch übertragen werden, sondern auch die sexuelle Gesundheit in den Fokus zu rücken.

Daten zur Sexualität unter drogengebrauchenden Menschen sind rar. Die DRUCK-Studie (RKI 2016) hatte zuletzt gezeigt: Die überwiegende Mehrheit intravenös drogengebrauchender Menschen ist sexuell aktiv, viele haben wechselnde Sexualpartner*innen und/oder berichteten Sex im Tausch gegen Geld oder Drogen. Berater*innen aus der Drogenhilfe wiederum - auch dies eine der Erkenntnisse der Studie - hatten vor entsprechenden Schulungen vielfach Vorbehalte, das Sexualverhalten bei Ratsuchenden zu thematisieren. Andere wiederum haben vielmehr Schwierigkeiten, sich bei einem Übermaß an sexuellen Details abzugrenzen.

Die Aidshilfe NRW möchte mit dem ersten Online-Workshop „Drogen, Sex und sexuelle Gesundheit“ zu diesen Themen sensibilisieren und Berater*innen in ihrer Arbeit stärken. Der Workshop findet online am 27. Oktober 2021 statt. Das gesamte Programm finden Sie hier. Interessierte können sich bei domenico.fiorenza@nrw.aidshilfe.de melden.