Drogenkonsumräume in 2020: Corona hatte spürbaren Einfluss

Spritzen auf gelbem Untergrund | Karolina Grabowska, pexels.com11. Juni 2021 - Der neue Bericht zu den Drogenkonsumräumen in NRW für das Jahr 2020 ist erschienen. Die Geschäftsstelle der Suchtkooperation NRW (ehemals Landesstelle Sucht NRW) wertet die Aktivitäten der aktuell elf Drogenkonsumräume regelmäßig aus und veröffentlicht die Daten jährlich im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) des Landes Nordrhein-Westfalen.

Die Corona-Pandemie hat die Arbeit in den Drogenkonsumräumen sowie die Nutzung erheblich beeinflusst. Zusätzlich zur quantitativen Auswertung kommen in diesem Jahr drei Einrichtungen (INDRO aus Münster, die Krisenhilfe Bochum sowie das cafe kick in Trägerschaft der aidshilfe dortmund) zu Wort, die den Einfluss der Pandemie und beispielsweise die Zusammenarbeit mit örtlichen Behörden aus ihrer Perspektive schildern.

Dieser Einfluss spiegelt sich auch deutlich in den Zahlen wieder. Kontaktbeschränkungen, Sicherheits- und Hygienemaßnahmen sowie Quarantäne-Fälle hatten eine erhebliche Reduktion der verfügbaren Plätze und mindestens zeitweise eingeschränkte Öffnungszeiten zur Folge. Teilweise wirkten sich auch Kontaktvermeidung und Zurückhaltung seitens der Nutzer*inne auf die Nachfrage aus. Folgende Daten zu den Konsumvorgängen wurden erfasst:

  • insgesamt standen im Auswertungsjahr 2020 in den elf Konsumräumen 116 Konsumplätze zur Verfügung, hiervon 51 Plätze für den injizierenden Konsum, 56 Plätze für den inhalativen Konsum und neun variable Plätze,
  • 235.272 Konsumvorgänge (- 21 Prozent im Vergleich zu 2019) fanden statt,
  • die Nutzer*innen konsumierten überwiegend Opioide (65 Prozent, Tendenz sinken), gefolgt von Kokain (26 Prozent) und einer Mischung aus Opioiden und Kokain („Cocktail“, 8 Prozent),
  • die häufigste Konsumform war inhalativ (52 Prozent), gefolgt von injizierend (45 Prozent) und nasal (3 Prozent).

Neben dem Konsum in einem geschützten Umfeld und mit sterilen Utensilien erfüllen die Drogenkonsumräume viele weitere zentrale Aufgaben. Auch bei diesen sind die Auswirkungen der Pandemie sichtbar:

  • die Mitarbeitenden leisteten 18.304 medizinische Hilfen (-29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr), 15.321 Safer-Use-Beratungen (-12 Prozent) und 16.075 psychosoziale Interventionen (- 7 Prozent,
  • sie vermittelten 18.304 Fälle in weiterführende Hilfsangebote wie zum Beispiel Drogenberatungsstellen oder Substitution - diese Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr stabil geblieben, das bedeutet bei deutlich weniger Konsumvorgängen wurden verhältnismäßig mehr Menschen weiter vermittelt,
  • in 280 Drogennotfällen wurde Erste Hilfe geleistet, in zwei Fällen wurden Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet.

Im Blick zu behalten gilt es, ob aufgrund der eingeschränkten Angebote vermehrt Konsum unter unsterilen Bedingungen stattgefunden hat und benötigte medizinische Hilfen nicht in Anspruch genommen wurden. Deutlich wird jedenfalls, wie unerlässlich auch in Zukunft die Arbeit der Drogenkonsumräume sein wird.

Den gesamten Bericht als PDF finden Sie hier. Gedruckte Exemplare können unter kontakt@landesstellesucht-nrw.de bestellt werden.