Abschlussbericht des BZgA-Modellprojekts "HIV? Hepatitis? Das CHECK ich!"

Bild: Abschlussbericht "HIV? Hepatitis? Das CHECK ICH!" | BZgA, liebesleben.de31. Juli 2020 - Eine der zentralen Empfehlungen der DRUCK-Studie (2016) des Robert Koch-Instituts (RKI) war die Einrichtung von Beratungs- und Testangeboten zu HIV und Hepatitis C in der niedrigschwelligen Drogenhilfe. Diese Empfehlung wurde durch das Modellprojekt „HIV? Hepatitis? Das CHECK ich!“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Kooperation mit der Deutschen Aidshilfe und dem RKI aufgegriffen. Gefördert wurde die Umsetzung an vier Standorten (Bremen, Hamburg, Hannover und Troisdorf) vom Verband der Privaten Krankenversicherung sowie an zwei zusätzlichen Standorten (Dortmund und Düsseldorf) vom Land NRW. Beteiligt in NRW waren das Café KoKo (Träger: Diakonie Suchthilfe Troisdorf), das Café Kola (Düsseldorfer Drogenhilfe) sowie die Drogenhilfeeinrichtung kick (aidshilfe dortmund).

Im Rahmen des Modellprojekts wurden von Januar 2018 bis August 2019 in den Einrichtungen ein wöchentliches, anonymes und kostenloses Beratungs- und Testangebot für drogengebrauchende Menschen entweder neu implementiert oder ein bestehendes Angebot aufgestockt, eine zusätzliche Zielsetzung des Projekts war die Überleitung in die Behandlung bei einer bestätigten HIV- oder HCV-Infektion. Der nun veröffentlichte Abschlussbericht  zu den Ergebnissen der Begleitevaluation des Projekts legt neben der quantitativen Analyse zur Inanspruchnahme des Angebots u.a. auch eine SWOT-Analayse zu den Stärken (strenghts), Schwächen (weaknesses), Chancen (opportunities) und Risiken (threats) sowie lessons learned vor:

Stärken

  • das bereits vorhandene, etablierte Unterstützungsangebot mit niedrigschwelligem Zugang zur Zielgruppe als Basis des Projekts
  • die somit schon bestehende Vertrauensbasis zu den Mitarbeitenden in den Einrichtungen
  • das Arbeiten im interdisziplinären Team
  • der Auf- bzw. Ausbau der Vernetzung vor Ort, insbesondere mit dem medizinischen Versorgungssystem
  • das zusätzliche Angebot einer Hepatitis-A- und Hepatitis-B-Impfung

Schwächen (was hat nicht gut funktioniert bzw. wo traten Probleme auf?)

  • die Schwierigkeit, kooperierende Ärzt*innen für das Projekt zu finden
  • Schwierigkeiten bei der Anbindung an die Versorgung (z.B. wenn keine zeitnahen Anschlusstermine für positiv getestete Klient*innen verfügbar waren)
  • die personelle und organisatorische Verankerung des Projekts innerhalb der Einrichtung
  • sprachliche Barrieren

Chancen (was wäre für eine erfolgreiche Fortführung des Angebots notwendig?)

  • eine ausreichende finanzielle und personelle Ausstattung
  • ein größeres Raumangebot
  • die Möglichkeit, vor Ort Behandlungen anbieten zu können
  • die Einrichtung eines mobilen Angebots
  • ein Ausbau der Kooperationen, insb. eine stärkere Einbindung von Substitutionspraxen

Risiken (welche Entwicklungen könnten bei einer Fortführung des Projekts/Angebots Probleme bereiten?)

  • die fehlende Finanzierung
  • Schwierigkeiten bei der Überleitung nicht krankenversicherter Klient*innen
  • die fehlende Bereitschaft zur Zusammenarbeit seitens der Ärzt*innen
  • sprachliche Barrieren erschweren die Inanspruchnahme des Angebots mit besonderem Unterstützungsbedarf
  • die Notwendigkeit, Klient*innen fortlaufend zur Auseinandersetzung mit dem Thema zu motivieren
  • die Notwendigkeit, Mitarbeitende fortlaufend zu den Themen (HIV und Hepatitis) fortzubilden

Lessons Learned (was nimmt die Einrichtung aus dem Projekt mit?)

  • der höhere Stellenwert des Themas Hepatitis hat sich positiv auf die gesamte Arbeit ausgewirkt
  • es wurden neue Impulse gesetzt, die zur Qualitätssicherung der Arbeit beigetragen haben
  • die Themen HIV und Hepatitis sollten in der gesamten Einrichtungsstruktur verankert sein, zugleich ist es sinnvoll hier zentrale Ansprechpartner*innen zu haben
  • eine zeitnahe Überleitung positiv getesteter Klient*innen ist zentral, und hier könnte noch stärker die Expertise von Peers z.B. im Rahmen eines Buddy-Programms zum Einsatz kommen
  • Kooperationen mit niedergelassenen Ärzt*innen wurden dort, wo sie erfolgreich waren, als sehr gewinnbringend wahrgenommen, ebenso der Austausch mit anderen Einrichtungen, der verstetigt werden sollte.

Weitere Informationen zum Modellprojekt finden Sie unter liebesleben.de.