29. Mai 2018 - Im Jahr 2017 sind in Deutschland 1.272 Menschen an den Folgen des Konsums illegaler Drogen verstorben. Die Zahl ist leicht gesunken – nachdem sie vier Jahre lang angestiegen war. Das hat die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, in einer Pressemitteilung vom 15. Mai mitgeteilt.
Die meisten Todesopfer forderten mit 707 Fällen weiterhin Heroin und andere Opioide. Dabei gibt es für den Fall der Überdosierung ein hoch wirksames Notfallmedikament, das Leben rettet. Doch Naloxon ist in Deutschland in der Regel nicht verfügbar, wenn es drauf ankommt. Dringend erforderlich ist die Aufhebung der Verschreibungspflicht sowie die Ausstattung von Konsumierenden und potenziellen Ersthelfer*innen mit dem einfach anwendbaren Präparat. Andere Länder setzen Naloxon bereits seit Jahren ein, in den USA gehört es zur Standardausstattung vieler Polizist*innen. Für den Einsatz von Naloxon plädierte gestern bei der Pressekonferenz der Drogenbeauftragten auch Prof. Dr. Ludwig Kraus, Leiter des IFT Instituts für Therapieforschung in München.
Weitere
Maßnahmen, die Leben retten und Gesundheitsschäden vermeiden können,
sind in Deutschland ebenfalls nicht oder nur teilweise verfügbar:
Marlene Mortler betonte nach
Medienberichten, die Zahl der Drogentoten stehe für unermessliches Leid.
Es gelte, "suchtkranke Menschen noch deutlich früher zu erreichen als
bisher". Ulf Hentschke-Kristal, Vorstandsmitglied der Deutschen
AIDS-Hilfe, äußerte sich hierzu: "Es kann und muss tatsächlich mehr
geschehen. Dabei geht es aber nicht nur um Frühintervention, sondern vor
allem um Maßnahmen für dauerhaft abhängige Menschen, die Todesfälle und
Gesundheitsschäden verhindern. Sich dafür einzusetzen liegt in der
Verantwortung der Bundesregierung und ihrer Drogenbeauftragten. Wir
unterstützen die Politik dabei gerne."
Welche
Konzepte Individuen und Gesellschaft vor den schädlichen Folgen von
Drogen schützen können, skizzieren der Fachverband akzept, das
Selbsthilfenetzwerk JES und die Deutsche AIDS-Hilfe in einer neuen
Handreichung für die Politik unter dem Titel "Eine moderne Drogenpolitik
nützt allen". Die
Broschüre beschreibt knapp und eingängig wissenschaftlich abgesicherte
Handlungsoptionen, von "Safer Nightlife", Maßnahmen für
Partydrogenkonsument*innen bis hin zu einer Reform des
Betäubungsmittelgesetzes. Sie wird in der kommenden Woche an
Bundestagsabgeordnete und andere Politiker*innen verschickt.
Weitere Informationen finden Sie in zwei Pressemitteilungen der Deutschen AIDS-Hilfe zu den jüngst veröffentlichten Zahlen der Drogentodesfälle in Deutschland sowie zum aktuellen Bericht des Bundeskriminalamts zur Rauschgiftkriminalität.