Erklärung zum Welt-Hepatitis-Gipfel: Keine Eliminierung ohne Entkriminalisierung!

6. November 2017 - Vom 1. bis 3. November 2017 fand in São Paulo der vom Gastgeberland Brasilien, der Weltgesundheitsorganisation [WHO] und der Welt-Hepatitis-Allianz ausgerichtete Welt-Hepatitis-Gipfel statt. Im Mittelpunkt des dreitägigen Gipfeltreffens, an dem mehr als 900 Delegierte aus über 100 Ländern teilnahmen, stand die Umsetzung der im Jahr 2016 ausgerufene Global Health Sector Strategy (GHSS) zur viralen Hepatitis, die eine Elimination des Virus bis 2030 in die Wege leiten soll.

Die WHO erklärte im Zuge des Gipfels, dass in den vergangenen Jahren bereits bedeutende Fortschritte gemacht wurden: 3 Millionen Menschen weltweit erhielten Zugang zur Hepatitis-C-Behandlung, 2,8 Millionen Menschen den Einstieg in die (lebenslange) Hepatitis-B-Behandlung. Die Zahl der nationalen Hepatitis-Aktionspläne hat sich von 2012 bis 2017 nahezu verfünffacht; 194 Nationen haben sich mit den Nachhaltigen Entwicklungszielen der UN auch der Elimination des Hepatitisvirus bis 2030 verschrieben.

Trotzdem gilt es, die Anstrengungen noch weiter zu erhöhen: Über 325 Millionen Menschen weltweit sind von einer Hepatitisinfektion betroffen, jedes Jahr sterben 1,3 Millionen Menschen an den Folgen. Als wichtige Bausteine auf dem Weg der Elimination sieht die WHO u.a. verstärkte finanzielle Aufwendungen, die Ausweitung von Testungen und Diagnostik, das Schließen von Lücken in der Prävention – u.a. für Drogengebrauchende – und das fortgesetzten Bestreben nach medizinischen Innovationen.

Die Hepatitis-Community, repräsentiert durch Organisationen wie das Global Network of People Living with HIV  [GNP+], Harm Reduction International [HRI], das International Network of People Who Use Drugs [INPUD] und Médecins du Monde [MdM], veröffentlichten eine eigene Erklärung zum Gipfel, die titelt: Keine Eliminierung ohne Entkriminalisierung! Die Community-Vertreter*innen beklagen die massiven Auswirkungen, welche die Hepatitis B und C auf Drogengebrauchende haben, und den im Verhältnis dazu weltweit nahezu nicht vorhandenen Zugang zu Prävention, Diagnose und Behandlung. Sie fordern die Implementierung und Ausweitung von Schadensminimierungsangeboten wie etwa Substitutionstherapie und Spritzenvergabe und den uneingeschränkten Zugang zum medizinischen System. Dem entgegen steht bisher die Kriminalisierung des Drogenbesitzes, des Konsums und der Drogengebrauchenden selbst, so die Erklärung. Deshalb fordert die Hepatitis-Community politische Reformen auf der Basis eines menschenrechts- und evidenzbasierten Ansatzes.

Die Erklärung der Community-Organisationen finden Sie unter medecinsdumonde.org. Die Pressemitteilung der WHO finden Sie unter who.int und die Website des Gipfeltreffens mit weiterführenden Informationen finden Sie unter worldhepatitissummit.org.