Konferenz in Berlin: HIV-Epidemie in Osteuropa stoppen

24. Oktober 2017 - Wie kann die HIV-Epidemie in Osteuropa und Zentralasien, wo Drogengebrauchende zu den am stärksten betroffenen Gruppen zählen, unter Kontrolle gebracht werden? Mit dieser Frage befasste sich die Konferenz "HIV in Osteuropa – Die unbemerkte Epidemie?!" am 17. Oktober in Berlin. Sie soll dafür sorgen, dass dieses vernachlässigte Thema in den Fokus der Öffentlichkeit gelangt. Eingeladen haben das Aktionsbündnis gegen AIDS, Brot für die Welt und die Deutsche AIDS-Hilfe. In der Landesvertretung Baden-Württembergs berieten rund 80 Fachleute aus Politik, Zivilgesellschaft und Selbsthilfe darüber, wie Erfolgsrezepte der HIV-Prävention und -Behandlung in Osteuropa wirksam werden könnten.

Mehr HIV-Infektionen, weniger Gegenmaßnahmen

Weltweit geht die Zahl der Neuinfektionen zurück, immer mehr Menschen erhalten HIV-Medikamente, immer weniger sterben. In Osteuropa jedoch greifen die Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft, der Länder selbst und der Selbsthilfe-Organisationen nicht. In vielen Ländern der Region ist ein ungebremster, teils dramatischer Anstieg der HIV-Infektionen zu verzeichnen. Vor allem in Russland, wo seit 2016 die Marke der 100.000 jährlichen Neuinfektionen überschritten ist.

Das internationale Engagement – auch das bundesrepublikanische – gegen AIDS in der Region wurde in den letzten Jahren trotz der zugespitzten Situation immer weiter reduziert. Einige internationale Geldgeber, wie beispielsweise der  Globale Fonds gegen AIDS, Tuberkulose und Malaria (GFATM), haben sich aus Ländern der Region weitgehend zurückgezogen. Zum einen wurde die Wirtschaftskraft einiger Länder durch die Weltbank neu eingestuft, so dass sie nun selbst mehr beitragen müssen. Zugleich wird das politische Klima immer schwieriger. Organisationen, die Fördermittel aus dem Ausland erhalten, müssen sich beispielsweise als "Auslandsagenten" registrieren lassen und unterliegen staatlichen Restriktionen.

Diese Entwicklungen beschädigen insbesondere die Tätigkeit zivilgesellschaftlicher Akteure, die in der erfolgreichen HIV/Aids-Arbeit immer eine tragende Rolle spielen.

Drogengebrauchende, Menschen in Haft: Keine Prävention für besonders betroffene Gruppen

Die Folgen sind dramatisch: Wirksame Präventionsarbeit für die am stärksten betroffenen Gruppen wird immer weiter eingeschränkt oder kommt gar nicht erst zustande. Ein Beispiel sind Maßnahmen zur Verhinderung von gesundheitlichen Schäden beim Drogenkonsum: Spritzenvergabe und Safer-Use-Aufklärung gibt es in vielen Ländern nicht. Und während die Substitutionsbehandlung in der Ukraine zu großen Erfolgen geführt hat, verweigern andere Länder wie Russland diese wissenschaftlich abgesicherte Therapie, die zahlreiche Gesundheitsrisiken minimiert.

Beispiel Menschen in Haft: Gefangene sind aufgrund desolater baulicher Bedingungen und mangels Zugang zu Prävention und Behandlungsmöglichkeiten einem ganz besonders hohen Risiko ausgesetzt, sich mit Tuberkulose, HIV oder Hepatitis C zu infizieren. Tuberkulose ist bereits jetzt eine der Haupttodesursachen für Menschen mit HIV, zunehmend stellen multiresistente Tuberkulosestränge eine ernsthafte Bedrohung dar.

Weitere Infos finden Sie unter aidshilfe.de.