HIV- und Hepatitis-Prävention zusammen denken

28. Juli 2017 - Für das Jahr 2016 ist ein Rückgang von Hepatitis C- Neudiagnosen in Deutschland zu verzeichnen. Das Robert Koch-Institut nennt 4.368 Fälle von erstdiagnostizierter Hepatitis C im Vergleich zu 4.913 Diagnosen im Jahr 2015. Das ist zum Teil auf die Anwendung der neuen, enger gefassten Falldefinition zurückzuführen. Dies entspricht einer bundesweiten Inzidenz von 5,3 Erstdiagnosen pro 100.000 Einwohner im Jahr 2016 (2015: 6,0). Die Inzidenz in Nordrhein-Westfalen liegt mit 4,5 Erstdiagnosen pro 100.000 Einwohner zwar unter dem Bundesdurchschnitt, ist im Vergleich zum Vorjahr (2015: 3,9) jedoch gestiegen.

Der mit Abstand häufigste Übertragungsweg für Hepatitis C ist intravenöser Drogenkonsum, der für 80 Prozent der Fälle mit Angabe zum Übertragungsweg verantwortlich ist, davon bei 6,5 Prozent intravenöser Konsum in Haft. 6 Prozent der Erstdiagnosen werden auf mann-männliche Sexualkontakte zurückgeführt. Hinzu kommt ein europaweiter Ausbruch von Hepatitis A unter Schwulen und anderen Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), der sich seit Beginn des Jahres abzeichnet und laut European Center for Disease Control (ECDC) noch nicht auf dem Höhepunkt angelangt sei.

"HIV und Hepatitis haben nicht nur ähnliche Übertragungswege, sie betreffen oft die gleichen Zielgruppen. Zudem sind beide Infektionserkrankungen auch mit einem hohen Stigmatisierungspotenzial verbunden", so Patrik Maas, Landesgeschäftsführer der Aidshilfe NRW. "Auch HIV-/HCV-Koinfektionen sind keine Seltenheit. Zugleich gibt es aber auch neue Chancen etwa durch die Interferon-freien Hepatitis-C-Therapien. Deswegen halte ich es für außerordentlich wichtig, die HIV- und Hepatitis-Prävention verstärkt zusammen zu denken und integrierte Konzepte zu entwickeln."

Bestärkt wird dieser Ansatz auch durch die neue Strategie der Bundesregierung zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (BIS 2030 - Bedarfsorientiert · Integriert · Sektorübergreifend). "Vielerorts gehört die Hepatitisprävention bereits ganz selbstverständlich zum Arbeitsbereich von Aidshilfen und ihren Kooperationspartnern, dies ist jedoch nicht flächendeckend der Fall und auch längst nicht überall durch finanzielle und personelle Ressourcen abgedeckt", erklärte Maas.

Der Welt-Hepatitis-Tag ist ein internationaler Aktionstag und findet jährlich am 28. Juli statt. Im Jahr 2010 erkannte die WHO-Hauptversammlung Virushepatitis mit einer Resolution als globale Gesundheitsbedrohung an. Seit 2011 wird der Welt-Hepatitis-Tag als offizieller Gesundheitstag der WHO durchgeführt. Dieses Jahr lautet das Motto des Welt-Hepatitis-Tages "Hepatitis eliminieren!".