Sehr geehrte Leser*innen,
hier die zweite Ausgabe des gemeinsamen Newsletters rund um die Themen Drogen, Strafvollzug, Spritzenautomaten und wichtige Entwicklungen aus Politik, Gesellschaft, Medizin, Forschung, aus dem Verband sowie kooperierenden Einrichtungen im Jahr 2025. Gerne veröffentlichen wir Ihre interessanten Projekte, Themen oder weitere Termine über den Newsletter. Bitte senden Sie die Beiträge einfach per Mail an mascha.zapf@nrw.aids-hilfe.de.
Wir freuen uns über jede Rückmeldung.
Mit herzlichen Grüßen,
Brigitte Bersch
Spritzenautomatenprojekt NRW
Mascha Zapf
Drogen|Strafvollzug
A K T U E L L E S
Zahl der an Drogen Verstorbenen in NRW gesunken
Die Zahl der an Drogen verstorbenen Menschen in Nordrhein-Westfalen ist nach jahrelangem starkem Anstieg erstmals gesunken. Nachdem Negativ-Rekord von 872 Menschen im Jahr 2023 sank die Zahl um fast zwölf Prozent auf 769 Todesopfer im vergangenen Jahr 2024. Das hat das NRW-Innenministerium auf Anfrage mitgeteilt. Vor zehn Jahren (2015) hatte diese Zahl noch bei 181 gelegen.
Kooperationspartner*innen für den Betrieb von Spritzenautomaten an neuen Standorten gesucht
Seit über 30 Jahren ist das Spritzenautomatenprojekt NRW eines der erfolgreichsten seiner Art. In Nordrhein-Westfalen gibt es über 100 von insgesamt rund 170 bundesweit aufgestellten Automaten, die von verschiedensten Organisationen betrieben werden. Substanzkonsumierende Menschen können so rund um die Uhr Konsumutensilien erwerben. Auch die fachgerechte Entsorgung gebrauchter Spritzbestecke ist über die Automaten möglich, wodurch das Risiko von herumliegenden Spritzen gesenkt wird. Die Automaten tragen nachweislich dazu bei, das Risiko von Infektionen mit HIV und Hepatitis C zu reduzieren und somit auch Todesfällen vorzubeugen. Besonders im ländlichen Raum können diese Automaten Versorgungslücken schließen. Spritzenautomaten sind kosteneffizient und ermöglichen Substanzkonsument*innen eine niedrigschwellige Anbindung an die örtlichen Suchthilfen. Um eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen, werden Kooperationspartner*innen für den Betrieb von Automaten an neuen Standorten gesucht. Die Automaten werden kostenlos zur Verfügung gestellt und die Aidshilfe NRW betreut die Betreibenden dabei engmaschig.
P O L I T I K & R E C H T
Neuer Bundesdrogenbeauftragter
Prof. Dr. Hendrik Streeck wurde kürzlich zum neuen Bundesdrogenbeauftragten ernannt. Der erfahrene Virologe setzt auf wissenschaftlich fundierte Suchtpolitik und will Prävention, insbesondere für Kinder und Jugendliche, stärken. Er kündigt eine ergebnisoffene Evaluierung der Cannabispolitik an und befürwortet eine sachliche Debatte.
P R O J E K T E & F I N A N Z E N
Modellprojekt "HCV-freie Gefängnisse" abgeschlossen
Das Modellprojekt zur Steigerung von Hepatitis C-Screenings und -Behandlungen in den Justizvollzugsanstalten Bochum, Köln und Kassel (Juli 2022 – Juni 2024) wurde nun evaluiert. Durch standardisierte Abläufe und intensive Aufklärung stimmten in Köln 25 Prozent und in Bochum 17 Prozent der Gefangenen einer Behandlung zu. Behandelt wurden davon jedoch in Köln nur 16 und in Bochum 31 Personen. Sofortige Blutentnahmen nach Zustimmung verbesserten die Diagnostik und Behandlungsbereitschaft. Ausschlusskriterien wie kurze Haftzeit und instabile Suchterkrankung verhinderten Therapieabbrüche – die Erfolgsquote lag bei bis zu 100 Prozent. Rückfallprophylaxen wurden nur mäßig angenommen.
P U B L I K A T I O N E N
Abschlussbericht zur RaFT-Studie veröffentlicht
Das Bundesministerium für Gesundheit hat den Abschlussbericht der RaFT-Studie (durchgeführt von der Deutschen Aidshilfe) veröffentlicht. Die Untersuchung liefert umfassende Erkenntnisse zur aktuellen Situation und zu Handlungsempfehlungen im Bereich Wandel der Konsummuster und des Drogenmarktes. Der Bericht steht ab sofort zum Download bereit. Hier geht es zum Abschlussbericht (PDF).
Drei Jahre NALtrain – Erfahrungen und Erfolge im Überblick
Das Institut für Suchtforschung Frankfurt (ISFF) zieht nach drei Jahren NALtrain Bilanz: In 75 Städten wurden Naloxonschulungen angeboten und 851 Personen zu NALtrainer*innen ausgebildet. Der Bericht fasst Erfahrungen, Erfolge und Herausforderungen des Projekts zusammen und gibt einen Ausblick auf die zukünftige Verfügbarkeit und Nutzung von Naloxon in der Suchthilfe. Zum Bericht "3 Jahre NALtrain" (PDF).
Studie "Offene Drogenszenen in NRW 2024"
Die Hochschule Düsseldorf hat unter Leitung von Prof. Dr. Christoph Gille gemeinsam mit Daniel Deimel, Lucas Ferl, Anne van Rießen und Hayal Schmitz die erste groß angelegte Befragung von Menschen in offenen Drogenszenen in Köln, Düsseldorf, Essen und Münster durchgeführt (N=525). Zentrale Ergebnisse:
• Fast zwei Drittel der Befragten sind wohnungslos, viele leben seit Jahren ohne festen Wohnsitz.
• Crack ist die meistkonsumierte Droge, polyvalenter Konsum ist die Regel.
• Viele nutzen niedrigschwellige Hilfen, doch der Zugang zu medizinischer Versorgung bleibt oft schwierig.
• Die Studie empfiehlt mehr Wohnraum, besseren Zugang zu Gesundheitsleistungen und eine Weiterentwicklung der Drogenkonsumräume.
Fazit: Soziale Ausgrenzung und Drogenkonsum sind eng verbunden – passgenaue Hilfsangebote und weniger Repression könnten die Situation deutlich verbessern. Die Studie zeigt, dass ein großer Teil der befragten Menschen auf HIV und Hepatitis C getestet wurde.
Dennoch bleibt die Prävalenz von HCV-Infektionen in dieser Gruppe hoch. Besonders Crack-Konsumierende sind gesundheitlich stark belastet und haben ein erhöhtes Risiko für HCV. Die Studie empfiehlt, niedrigschwellige Test- und Behandlungsangebote weiter auszubauen, um HIV- und HCV-Infektionen besser vorzubeugen und zu behandeln. Zum vollständigen Bericht (PDF).
B E S O N D E R E S
Verabschiedung Brigitte Bersch
Nach fast 33 engagierter Arbeit beginnt Brigitte Bersch ab dem 1. Juli 2025 die Passivphase ihrer Altersteilzeit. Sie war das Gesicht des Spritzenautomatenprojekts und hat mit unermüdlichem Einsatz und großer Sorgfalt im Hintergrund das gesamte Projekt koordiniert. Brigitte hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Aidshilfe NRW im Bereich der akzeptierenden Drogenarbeit bundesweit Maßstäbe gesetzt hat. Ihr Wirken hat viele Leben geschützt und verbessert – dafür danken wir ihr von Herzen. Wir wünschen Brigitte für ihren neuen Lebensabschnitt alles Gute, Gesundheit und viele erfüllende Momente. Die Aidshilfe NRW verliert eine wichtige Mitarbeiterin, deren Spuren aber bleiben werden.
Sehr geehrte Leser*innen,
hier die zweite Ausgabe des gemeinsamen Newsletters rund um die Themen Drogen, Strafvollzug, Spritzenautomaten und wichtige Entwicklungen aus Politik, Gesellschaft, Medizin, Forschung, aus dem Verband sowie kooperierenden Einrichtungen im Jahr 2025. Gerne veröffentlichen wir Ihre interessanten Projekte, Themen oder weitere Termine über den Newsletter. Bitte senden Sie die Beiträge einfach per Mail an mascha.zapf@nrw.aids-hilfe.de.
Wir freuen uns über jede Rückmeldung.
Mit herzlichen Grüßen,
Brigitte Bersch
Spritzenautomatenprojekt NRW
Mascha Zapf
Drogen|Strafvollzug
A K T U E L L E S
Zahl der an Drogen Verstorbenen in NRW gesunken
Die Zahl der an Drogen verstorbenen Menschen in Nordrhein-Westfalen ist nach jahrelangem starkem Anstieg erstmals gesunken. Nachdem Negativ-Rekord von 872 Menschen im Jahr 2023 sank die Zahl um fast zwölf Prozent auf 769 Todesopfer im vergangenen Jahr 2024. Das hat das NRW-Innenministerium auf Anfrage mitgeteilt. Vor zehn Jahren (2015) hatte diese Zahl noch bei 181 gelegen.
Kooperationspartner*innen für den Betrieb von Spritzenautomaten an neuen Standorten gesucht
Seit über 30 Jahren ist das Spritzenautomatenprojekt NRW eines der erfolgreichsten seiner Art. In Nordrhein-Westfalen gibt es über 100 von insgesamt rund 170 bundesweit aufgestellten Automaten, die von verschiedensten Organisationen betrieben werden. Substanzkonsumierende Menschen können so rund um die Uhr Konsumutensilien erwerben. Auch die fachgerechte Entsorgung gebrauchter Spritzbestecke ist über die Automaten möglich, wodurch das Risiko von herumliegenden Spritzen gesenkt wird. Die Automaten tragen nachweislich dazu bei, das Risiko von Infektionen mit HIV und Hepatitis C zu reduzieren und somit auch Todesfällen vorzubeugen. Besonders im ländlichen Raum können diese Automaten Versorgungslücken schließen. Spritzenautomaten sind kosteneffizient und ermöglichen Substanzkonsument*innen eine niedrigschwellige Anbindung an die örtlichen Suchthilfen. Um eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen, werden Kooperationspartner*innen für den Betrieb von Automaten an neuen Standorten gesucht. Die Automaten werden kostenlos zur Verfügung gestellt und die Aidshilfe NRW betreut die Betreibenden dabei engmaschig.
P O L I T I K & R E C H T
Neuer Bundesdrogenbeauftragter
Prof. Dr. Hendrik Streeck wurde kürzlich zum neuen Bundesdrogenbeauftragten ernannt. Der erfahrene Virologe setzt auf wissenschaftlich fundierte Suchtpolitik und will Prävention, insbesondere für Kinder und Jugendliche, stärken. Er kündigt eine ergebnisoffene Evaluierung der Cannabispolitik an und befürwortet eine sachliche Debatte.
P R O J E K T E & F I N A N Z E N
Modellprojekt "HCV-freie Gefängnisse" abgeschlossen
Das Modellprojekt zur Steigerung von Hepatitis C-Screenings und -Behandlungen in den Justizvollzugsanstalten Bochum, Köln und Kassel (Juli 2022 – Juni 2024) wurde nun evaluiert. Durch standardisierte Abläufe und intensive Aufklärung stimmten in Köln 25 Prozent und in Bochum 17 Prozent der Gefangenen einer Behandlung zu. Behandelt wurden davon jedoch in Köln nur 16 und in Bochum 31 Personen. Sofortige Blutentnahmen nach Zustimmung verbesserten die Diagnostik und Behandlungsbereitschaft. Ausschlusskriterien wie kurze Haftzeit und instabile Suchterkrankung verhinderten Therapieabbrüche – die Erfolgsquote lag bei bis zu 100 Prozent. Rückfallprophylaxen wurden nur mäßig angenommen.
P U B L I K A T I O N E N
Abschlussbericht zur RaFT-Studie veröffentlicht
Das Bundesministerium für Gesundheit hat den Abschlussbericht der RaFT-Studie (durchgeführt von der Deutschen Aidshilfe) veröffentlicht. Die Untersuchung liefert umfassende Erkenntnisse zur aktuellen Situation und zu Handlungsempfehlungen im Bereich Wandel der Konsummuster und des Drogenmarktes. Der Bericht steht ab sofort zum Download bereit. Hier geht es zum Abschlussbericht (PDF).
Drei Jahre NALtrain – Erfahrungen und Erfolge im Überblick
Das Institut für Suchtforschung Frankfurt (ISFF) zieht nach drei Jahren NALtrain Bilanz: In 75 Städten wurden Naloxonschulungen angeboten und 851 Personen zu NALtrainer*innen ausgebildet. Der Bericht fasst Erfahrungen, Erfolge und Herausforderungen des Projekts zusammen und gibt einen Ausblick auf die zukünftige Verfügbarkeit und Nutzung von Naloxon in der Suchthilfe. Zum Bericht "3 Jahre NALtrain" (PDF).
Studie "Offene Drogenszenen in NRW 2024"
Die Hochschule Düsseldorf hat unter Leitung von Prof. Dr. Christoph Gille gemeinsam mit Daniel Deimel, Lucas Ferl, Anne van Rießen und Hayal Schmitz die erste groß angelegte Befragung von Menschen in offenen Drogenszenen in Köln, Düsseldorf, Essen und Münster durchgeführt (N=525). Zentrale Ergebnisse:
• Fast zwei Drittel der Befragten sind wohnungslos, viele leben seit Jahren ohne festen Wohnsitz.
• Crack ist die meistkonsumierte Droge, polyvalenter Konsum ist die Regel.
• Viele nutzen niedrigschwellige Hilfen, doch der Zugang zu medizinischer Versorgung bleibt oft schwierig.
• Die Studie empfiehlt mehr Wohnraum, besseren Zugang zu Gesundheitsleistungen und eine Weiterentwicklung der Drogenkonsumräume.
Fazit: Soziale Ausgrenzung und Drogenkonsum sind eng verbunden – passgenaue Hilfsangebote und weniger Repression könnten die Situation deutlich verbessern. Die Studie zeigt, dass ein großer Teil der befragten Menschen auf HIV und Hepatitis C getestet wurde.
Dennoch bleibt die Prävalenz von HCV-Infektionen in dieser Gruppe hoch. Besonders Crack-Konsumierende sind gesundheitlich stark belastet und haben ein erhöhtes Risiko für HCV. Die Studie empfiehlt, niedrigschwellige Test- und Behandlungsangebote weiter auszubauen, um HIV- und HCV-Infektionen besser vorzubeugen und zu behandeln. Zum vollständigen Bericht (PDF).
B E S O N D E R E S
Verabschiedung Brigitte Bersch
Nach fast 33 engagierter Arbeit beginnt Brigitte Bersch ab dem 1. Juli 2025 die Passivphase ihrer Altersteilzeit. Sie war das Gesicht des Spritzenautomatenprojekts und hat mit unermüdlichem Einsatz und großer Sorgfalt im Hintergrund das gesamte Projekt koordiniert. Brigitte hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Aidshilfe NRW im Bereich der akzeptierenden Drogenarbeit bundesweit Maßstäbe gesetzt hat. Ihr Wirken hat viele Leben geschützt und verbessert – dafür danken wir ihr von Herzen. Wir wünschen Brigitte für ihren neuen Lebensabschnitt alles Gute, Gesundheit und viele erfüllende Momente. Die Aidshilfe NRW verliert eine wichtige Mitarbeiterin, deren Spuren aber bleiben werden.
T E R M I N E
18. Juni 2025
Fachtag Fentanyl und Co. – Herausforderungen und Risiken synthetischer Opioide in Frankfurt am Main, Anmeldung hier.
5. Juli 2025
CSD-Empfang Köln am – Anmeldung über csd-empfang-nrw.de.
30. September 2025
Harm reduction D-A-CH-Konferenz in Nürnberg Anmeldung über DAH.
18. Juli 2025
"HIV und Alter" in Berlin – Schwerpunkt u.a. Drogengebrauchende, Anmeldung über DAH.
22. August 2025
"Gesundheitsförderung in Haft" in Lingen (Ems), Anmeldung über die AH Niedersachsen.
A U S S C H R E I B U N G E N
Ausschreibungen im Landesverband finden Sie immer aktualisiert auf unserer Homepage unter nrw.aidshilfe.de.
T E R M I N E
18. Juni 2025
Fachtag Fentanyl und Co. – Herausforderungen und Risiken synthetischer Opioide in Frankfurt am Main, Anmeldung hier.
5. Juli 2025
CSD-Empfang Köln am – Anmeldung über csd-empfang-nrw.de.
30. September 2025
Harm reduction D-A-CH-Konferenz in Nürnberg Anmeldung über DAH.
18. Juli 2025
"HIV und Alter" in Berlin – Schwerpunkt u.a. Drogengebrauchende, Anmeldung über DAH.
22. August 2025
"Gesundheitsförderung in Haft" in Lingen (Ems), Anmeldung über die AH Niedersachsen.
A U S S C H R E I B U N G E N
Ausschreibungen im Landesverband finden Sie immer aktualisiert auf unserer Homepage unter nrw.aidshilfe.de.