Newsletter 2023/03

Sehr geehrte Leser*innen,

hier die dritte Ausgabe des gemeinsamen Newsletters rund um die Themen Drogen, Strafvollzug, Spritzenautomaten und wichtige Entwicklungen aus Politik, Gesellschaft, Medizin, Forschung, aus dem Verband sowie kooperierenden Einrichtungen.

Gerne veröffentlichen wir Ihre interessanten Projekte, Themen oder weitere Termine über den Newsletter. Bitte senden Sie die Beiträge einfach per Mail an mascha.zapf@nrw.aidshilfe.de.

Wir freuen uns über jede Rückmeldung.

Mit herzlichen Grüßen,

Brigitte Bersch             
Spritzenautomatenprojekt NRW

Mascha Zapf
Drogen|Strafvollzug
 

A K T U E L L E S

Internationaler Overdose Awareness Day: Für eine faire und durchdachte Drogenpolitik
Am 31. August 2023 ist Internationaler Overdose Awareness Day. Ein Tag der die vielen Todesfälle durch Überdosierungen und die notwendigen Strategien dagegen sichtbar machen soll. Seit 2001 soll so die Öffentlichkeit für die Bedarfe von drogengebrauchenden Menschen sensibilisiert und entsprechende Forderungen an die Politik gestellt werden. Die Pressemeldung der Aidshilfe NRW finden sie unter nrw.aidshilfe.de.

Bundeskabinett beschließt Cannabisgesetz
Der Gesetzentwurf zum kontrollierten Umgang mit Cannabis und zur Änderung weiterer Vorschriften (Cannabisgesetz - CanG) wurde beschlossen und geht somit ins parlamenta-rische Verfahren. Es soll ebenfalls eine Aufklärungskampagne für junge Menschen entstehen. Einzelne Regelungen des Gesetzes finden Sie hier. In Kraft treten soll das Cannabisgesetz weiterhin Anfang 2024. Sie finden hier die Stellungnahme der Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. dazu.


P O L I T I K  &  R E C H T 

Gesetzliche Regelungen zur Vergütung von Gefangenenarbeit in Bayern und Nordrhein-Westfalen sind verfassungswidrig. Das Bundesverfassungsgericht hat am 20. Juni 2023 in seinem Urteil entschieden, dass die landesrechtlichen Vorschriften in Bayern und Nordrhein-Westfalen zur Vergütung für inhaftierte Menschen im Strafvollzug verfassungswidrig sind. Die Bundesländer sind jetzt aufgefordert, ihre Landesstrafvollzugsgesetze hinsichtlich des Urteils zu überprüfen und ihr Vergütungssystem für Menschen in Haft anzupassen. Dabei sollen die Länder auch eine Verbesserung der Entgelte für Gefangenenarbeit fördern. Damit verbunden ist die Weiterentwicklung von Behandlungsmaßnahmen und wirksamer Resozialisierung auf Basis aktueller Forschung im Vollzug. Bisher fand in beiden Bundesländern keine kontinuierliche, wissenschaftlich begleitete Evaluation der Resozialisierungswirkung von Arbeit und deren Vergütung statt. Die Bundesarbeitsgemeinschaft für Straffälligenhilfe begrüßt dieses Urteil. Die Pressemeldung finden sie unter bag-s.de.

Es ist so weit – Drug-Checking wird legal!
Der Deutsche Bundestag hat am 23. Juni 2023 die Änderungen des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG) beschlossen. Sie erlauben es den Ländern, Drug-Checking-Modellprojekte in Verbindung mit Beratung durchzuführen. Dies beinhaltet auch den Wegfall des Verbotes Drug-Checking in Konsumräumen anzubieten. Somit können in Zukunft dort und auch mobil psychoaktive Substanzen auf Inhaltsstoffe und Gehalt getestet werden. Ebenfalls soll von einer Strafverfolgung abgesehen werden, wenn Nutzer*innen in unmittelbarer Nähe des Angebotes Kleinstmengen der jeweiligen Substanz mit sich führen. Ein Wermutstropfen bleibe allerdings, so der Drogenreferent der Deutschen Aidshilfe Dirk Schäffer: „Drugchecking-Modellvorhaben setzen Rechtsverordnungen der Länder voraus, ähnlich wie der Betrieb von Drogenkonsumräumen. Absehbar ist, dass Länder, die bisher keine Drogenkonsumräume haben, auch beim Thema Drug-Checking zögern werden.“ Er fordert die Länder daher auf, nicht nur Drogenkonsumräume, sondern auch Drug-Checking per Rechtsverordnung zu ermöglichen.

Halbierung der Ersatzfreiheitsstrafe soll ab Februar 2024 in Kraft treten
Die Bundesregierung hat in den letzten Monaten an der Reform der Ersatzfreiheitsstrafe gearbeitet. Das „Gesetz zur Überarbeitung des Sanktionenrechts – Ersatzfreiheitsstrafe, Strafzumessung, Auflagen und Weisungen sowie Unterbringung in einer Entziehungsan-stalt“ wurde so beschlossen und am 1. Februar 2024 soll es in Kraft treten. Die wichtigsten Änderungen innerhalb dieser Reform sind: Zukünftig werden durch einen Tag Ersatzfreiheitsstrafe zwei Tagessätze der verordneten Geldstrafe getilgt. Dies gilt auch bei gemeinnütziger Arbeit als Mittel der Abwendung der Ersatzfreiheitsstrafe. Ebenfalls muss zukünftig eine ggf. notwendige Übersetzung bei der Urteilsverkündung angeboten werden. Auch auf die finanzielle Situation der Verurteilten soll in Zukunft bei der Berechnung der Tagessatzhöhe Rücksicht genommen werden.

P R O J E K T E  &  F I N A N Z E N

Förderprogramm von Gilead Sciences - ALL4LIVER: Test. Link. Prioritize.
Im Rahmen dieser neuen Finanzierungsmöglichkeit können Organisationen Fördermittel für die Unterstützung Ihrer Arbeit beantragen, wenn diese darauf abzielt, die Zahl der Virushepatitis-Tests zu erhöhen, die Anbindung an die Versorgung zu verbessern oder das Verständnis für Virushepatitis als Bedrohung der öffentlichen Gesundheit zu fördern, die priorisiertes Handeln durch mehrere Akteure erfordert. Die Anträge müssen sich auf einen oder mehrere der folgenden drei Aktionsbereiche beziehen: Test. Link. Prioritize. Darüber hinaus sollten die Vorschläge innerhalb jedes Aktionsbereichs die Themen Stigmatisierung und gesundheitliche Chancengleichheit behandeln. Die Antragsfrist endet am 30. September 2023. Informationen zum Förderprogramm finden sich hier (PDF-Datei).


P U B L I K A T I O N E N

Sprache Schafft Wirklichkeit
#mybrainmychoice, Deutesche Aidshilfe, JES, akzept und der Therapieverbund Ludwigsmühle haben einen Leitfaden zum Thema Stigmatisierung durch Sprache vorgelegt, die Printversion kann bei der Deutschen Aidshilfe angefordert werden.


M E D I E N

Neue Homepage mit Informationen zu Hepatitis
Anlässlich des Welt-Hepatitis-Tags am 28. Juli 2023 wirbt die Aidshilfe NRW um mehr Wissensvermittlung insbesondere zur Behandlung von Hepatitis C. Während das Wissen um die Impfung gegen Hepatitis A und B bereits gut verbreitet ist und von den entsprechenden Risikogruppen angenommen wird, ist es bei der Hepatitis C weit komplizierter. Gegen HCV gibt es keine Impfung und Wissen über die aktuelle Behandlungsmethode ist wenig verbreitet. Deshalb wollen sich viele Menschen nicht testen und behandeln lassen. Immer noch herrscht die Annahme über die veraltete Verwendung von Interferon zur Behandlung der Hepatitis C. Diese war mit starken und unerfreulichen Nebenwirkungen verbunden und der Behandlungserfolg war gering. Es ist deshalb wichtig, das Wissen über die kurze (8-12 Wochen), erfolgversprechende (95%) und nebenwirkungsarme aktuelle Behandlung zu verbreiten, besonders bei Risikogruppen wie Drogengebrauchenden und Menschen in Haft. Aus diesem Grund hat die Aidshilfe NRW eine Homepage freigeschaltet, auf der sich umfangreiche Informationen zu Hepatitis A, B und C, wie man sich durch Safer Sex und Safer Use sowie durch Impfungen davor schützen kann und wie sie behandelt werden können. Die Homepage hepatitis.nrw wurde von der Selbsthilfeförderung der GKV NRW und der Firma Gilead gefördert. Um auf die Homepage aufmerksam zu machen, hat die Aidshilfe NRW kleine Informationskarten erstellt mit prägnanten Fragen zur Hepatitis-Prävention, -impfung und -behandlung. Diese Karten wurden in hoher Auflage gedruckt und an Beratungsstellen in ganz NRW versendet.

IvD-Toolkit: Beratungs- und Testangebote für drogengebrauchende Menschen
Dieses interaktive Toolkit behandelt alle Themen, die für die Implementierung, Entwicklung und Evaluation qualitätsbasierter Angebote niedrigschwelliger Testangebote für Drogengebrauchende erforderlich sind. Es ist in sechs Kapitel aufgeteilt: Grundlagen, Ressourcen, Beratung und Anbindung an die Versorgung, Kommunikation, Interessenvertretung sowie Qualitätsentwicklung. In allen Kapiteln unterstützen Checklisten die Anwender*innen, ihr eigenes Projekt zu beurteilen und ihren individuellen Arbeitsplan zu entwickeln. Ebenfalls finden Sie hier aktuelle Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten zum Thema Test und Beratung.


T E R M I N E

Bitte überprüfen Sie regelmäßig die Websites der jeweiligen Veranstalter*innen, um auf dem Laufenden zu bleiben.

5. bis 6. September 2023
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) lädt ein zu einer Kooperationstagung gemeinsam mit der Bundesärztekammer: Suchterkrankungen mit besonderer Berücksichtigung von Kindern, Jugendlichen und Eltern: Chancen der Kooperation von medizinischer Versorgung und Suchthilfe. Die Tagung findet am 5. und 6. September 2023 in der Ärztekammer des Saarlandes statt. Programm und Anmeldung finden Sie unter akzept.eu. Kontakt: kal-dewei@dhs.de.

13. September 2023
Informationsveranstaltung Eingliederungsleistung Ganzheitliche Betreuung gem. §16k SGB II für Menschen mit Suchterkrankungen. Am 13. September 2023 14.00 bis 16.00 Uhr digital. Hier können Sie sich online anmelden.

15. bis 17. September 2023
Vom 15. bis 17. September 2023 findet in Leipzig der DROGENKULTUR-Kongress 2023 statt. Die Besucher*innen können eine psychedelische Fusion aus informativen Vorträgen, aufregenden Workshops, visionärer Kunst und pulsierender Musik erwarten. Das 3-Tagesticket (reguläres Ticket) kostet 60,00. Weitere Informationen finden Sie unter facebook.com.

19. bis 20. Oktober 2023
Condrobs e.V. München lädt ein zur Fachtagung "Zwei Tage wach?! Fachtagung niedrigschwellige akzeptierende Drogenarbeit wirkt immer! vom 19. bis 20 Oktober in die Kranhalle im Feierwerk in München ein. Zwei Tage Fachtagung – zwei Tage Austausch. Zu altbekannten Themen mit neuen Aspekten, Stichwort Drug-Checking. Zu neuen Herausforderungen wie Safer Use und Harm Reduction im Darknet: Wie kann das funktionieren? Zwei Tage die Frage, wie kann Partizipation von Drogengebraucher*innen in der Suchthilfe noch besser gelingen? Niedrigschwellig akzeptierende Angebote für Frauen* – warum lohnt sich das? Wie gehen wir mit jungen Konsumierenden um, wenn übliche Konzepte nicht ausreichend sind? Wie kann ein gutes Leben auch nach jahrzehntelanger Suchterkrankung aussehen, wenn Begleiterkrankungen und Unterstützungsbedarf zunehmen? Kosten: 160 Euro inklusive Verpflegung; für JES- und Selbsthilfemitglieder gibt es einen ermäßigten Beitrag in Höhe von 20 Euro (die Anzahl der Plätze ist begrenzt). Informationen zum Programm und zur Anmeldungen unter condrobs.deoder akzept.eu.

18. Oktober 2023
Die Bayerische Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen (BAS) lädt ein zur Fachtagung "Das Grundlagen-ABC der Suchtbehandlung – ein multiprofessioneller Einblick" am 18. Oktober 2023 von 9.30 bis 16.30 Uhr. Zielgruppe sind Berufseinsteigende in Beratungsstellen, Studierende sowie Interessierte aus allen Berufszweigen, die mit dem Thema Suchterkrankungen befasst sind. Weitere Informationen und Anmeldung finden Sie unter bas-muenchen.de.

26. Oktober 2023
Schnelltests ohne Ärzt*innen. Schulung für Berater*innen aus Aidshilfen, Checkpoints, Drogenhilfeeinrichtungen, Aidsberatungsstellen und Gesundheitsämtern. In der Aidshilfe Ahlen. Anmeldung pewr Mail an mascha.zapf@nrw.aidshilfe.de.

A U S S C H R E I B U N G E N

Ausschreibungen im Landesverband finden Sie immer aktualisiert auf unserer Homepage unter nrw.aidshilfe.de.